Turnaround in schwierigem Umfeld: alle Geschäftsbereiche positiv

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RUAG International hat 2021 eine beeindruckende Wende geschafft. Trotz der sich weiterhin negativ auf die Weltwirtschaft auswirkenden Pandemie entwickelten sich sämtliche Finanzzahlen positiv. Der Umsatz wuchs auf CHF 1240 Mio. (Vorjahr CHF 1181 Mio.). Bereinigt um die Devestitions- und Fremdwährungseffekte entspricht das einer Steigerung um 9 Prozent. Nach einem grossen Verlust im Vorjahr (CHF –224 Mio.) drehte der EBIT wieder in die Gewinnzone und erreichte CHF 70 Mio. Neben deutlichen operativen Verbesserungen beinhaltet das operative Ergebnis auch einen positiven Beitrag von rund CHF 17 Mio. durch die Auflösung von Restrukturierungs-rückstellungen sowie durch Neubewertungen von ausländischen Personalvorsorgeverpflichtungen. Ein deutlicher Anstieg konnte auch beim Auftragseingang erzielt werden. Er erhöhte sich von CHF 1214 Mio. auf CHF 1424 Mio. Ebenso erfreulich entwickelte sich der Cashflow aus der betrieblichen Tätigkeit, der von CHF 19 Mio. auf CHF 85 Mio. erhöht werden konnte.

Erfreulich ist diese Entwicklung insbesondere auch deshalb, weil 2021 nicht nur der Konzern, sondern auch alle Geschäftsbereiche einzeln ein positives Ergebnis erreichten – und das trotz anhaltender Pandemie und zeitweise hoher Krankenstände. Im Jahr zuvor hatten noch drei der vier Bereiche ein negatives Geschäftsergebnis hinnehmen müssen. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung möchten an dieser Stelle ausdrücklich unseren Kunden, Partnern und Mitarbeitenden danken. Ohne deren Vertrauen wie auch ohne die ausserordentliche Teamleistung aller Mitarbeitenden wäre diese hervorragende Entwicklung nicht möglich gewesen.

Neupositionierung und Devestitionen

Entscheidend für den Erfolg des Turnarounds war die 2020 initiierte Neupositionierung aller Aktivitäten. Das Management unter der Leitung des neuen CEO André Wall hatte sich vorgenommen, RUAG International schneller und agiler zu machen und näher am Markt und an den Kunden auszurichten. Im Zentrum stand dabei eine genaue Abstimmung jedes Geschäftsbereichs mit den Strategien und Märkten seiner Kunden. Dafür hat das Unternehmen die Komplexität der Organisation reduziert, in Technologien, Prozesse und Systeme investiert, gleichzeitig aber auch die Ausgaben rigoros überprüft. Das Management investierte seinerseits viel Energie in direkte Kundenkontakte. Auftretende Herausforderungen wurden, wenn möglich, gemeinsam mit den Kunden angegangen. So gelang es, Perfomance, Qualität und Standards gleichermassen zu erhöhen und das Vertrauen in die Zukunftsaussichten der einzelnen Aktivitäten weiter zu stärken.

Dies wirkte sich auch positiv auf die Devestitionen aus. Der wichtigste im Geschäftsjahr abgeschlossene Verkauf betraf die Luftfahrtaktivitäten am Standort Oberpfaffenhofen von MRO International. Diese wurden per 1. März inklusive aller rund 420 Mitarbeitenden von General Atomics Europe übernommen.

Mit der Überschreibung aller Anteile von RUAG Aviation Malaysia Sdn Bhd an das malaiische Luft- und Raumfahrtunternehmen Global Systémes Asia konnte RUAG MRO International auch für einen zweiten Aktivitätsbereich eine vorteilhafte Lösung finden. Entscheidend vorangetrieben werden konnten 2021 auch die Verkaufsprozesse für den Geschäftsbereich RUAG Ammotec und für die Geschäftseinheit Simulation & Training von RUAG MRO International. Auch der Verkauf der letzten Geschäftseinheit RUAG Australia konkretisiert sich und soll 2022 abgeschlossen werden.

RUAG Aerostructures gelang es derweil, für die nicht mehr zum Kerngeschäft gehörende Zerspanung (Machining) am Standort Emmen einen passenden Käufer zu finden. Der Bereich wurde inklusive aller Maschinen und Mitarbeitenden von fitINDUSTRY Emmen AG übernommen.

Für RUAG Ammotec gelang es, politische Vorbehalte auszuräumen und gemeinsam mit dem Eigner Rahmenbedingungen zu definieren, die einen erfolgreichen Verkauf ermöglichen. Der Vertragsabschluss wird im 2022 erwartet. Für Simulation & Training wurden im November exklusive Verkaufsverhandlungen mit der französischen Thales Group aufgenommen. Ende Januar 2022 erfolgte das vertragliche Signing. Der Abschluss (Closing) wird im ersten Halbjahr 2022 erwartet.

Entwicklung der Bereiche

Im Jahr 2021 entwickelten sich alle vier Geschäftsbereiche von RUAG International erfolgreich. Bei RUAG Space zahlten sich die Verschlankung der Strukturen, die im Rahmen der im Vorjahr beschlossenen Strategie vorgenommen wurde, sowie die konsequente Fokussierung auf die Kundenmärkte aus. Im Bereich Launchers konnten wichtige Schlüsselverträge erneuert und gewonnen werden. Dazu gehören Dispensersysteme für die Trägerraketen einer grossen kommerziellen Satellitenkonstellation und der Ausbau der strategischen Partnerschaft mit United Launch Alliance (ULA). Im Jahr 2021 konnte unter anderem die erste vollständig in den USA gefertigte Nutzlastverkleidung für eine Atlas-Rakete an ULA ausgeliefert werden und auch die Entwicklung der Strukturen für die kommende Trägerraketenfamilie Vulcan wurde weiter vorangetrieben.

Im Bereich Satellites sticht der Auftrag für das «Sunshield Solar Array Subsystem» der europäischen Exoplaneten-Mission PLATO heraus. Zudem wurden die Serienproduktion von Satellitenstrukturen einer Konstellation und die Entwicklung der nächsten Generation von leistungsfähigen Onboard-Computern vorangetrieben. Zahlreiche Komponenten lieferte der gesamte Space-Bereich auch für das im Dezember erfolgreich gestartete James-Webb-Space-Weltraumteleskop.

RUAG Aerostructures gelang es 2021, die negative Entwicklung der letzten Jahre umzukehren. Entscheidend dafür war ein gemeinsam mit dem Kunden Airbus ausgearbeitetes und umgesetztes Verbesserungsprogramm. Dieses half auch, eine schnelle Steigerung der Produktionsraten zu bewältigen, nachdem ab dem Frühjahr der Luftverkehr in Folge der Corona-Impfprogramme, resp. der Lockerungen der Reisebeschränkungen, wieder zugenommen hatte.

Meilensteine auf dem Weg in die Zukunft waren die Vertragsverlängerung mit Airbus und der Beginn der Serienproduktion von Bauteilen für das neue Langstreckenflugzeug A321XLR. Zukunftsweisend ist auch die Tatsache, dass der ungarische Produktionsstandort in Eger von den zuständigen lokalen Behörden wie auch von Airbus als eigenständiger Produktionsstandort zertifiziert wurde. Der gesamte Hauptfahrwerksschacht für die A320 wird nun direkt aus Ungarn an Airbus geliefert.

RUAG Ammotec gelang 2021 ein weiteres starkes Wachstumsjahr. Vor allem im US-amerikanischen Jagd- und Sportmarkt konnte das Unternehmen stark zulegen. Norma hat sich inzwischen in den USA als eine der führenden Munitionsmarken etabliert. Im Behördenbereich konnte trotz einer Abnahme der Ausbildungsaktivitäten infolge von Covid eine Steigerung erzielt werden. Die Auslieferungen an NATO-Streitkräfte und an die Schweizer Armee gingen hingegen leicht zurück.

Die verbleibenden Aktivitäten von RUAG MRO International waren unterschiedlich erfolgreich. Die Geschäftseinheit Simulation & Training konnte in zwei Grossprojekten für die französische Armee wichtige Projektmeilensteine erreichen. Zudem gelang mit der Schweizer Armee die Verlängerung von Supportverträgen für Gefechtsausbildungszentren. Military Aviation litt demgegenüber unter dem langen Lockdown in Australien.

Organisation und Personelles

RUAG Aerostructures hat im Sinne einer konsequenten Ausrichtung auf die jeweiligen Kundenmärkte das Airbus-Geschäft mit der hohen Ratenfertigung in Oberpfaffenhofen und Eger vom Bereich mit der Kleinratenfertigung in Emmen organisatorisch getrennt. In Emmen hat der erfahrene Luftfahrtmanager Paul Horstink die Leitung übernommen. Den Airbus-Bereich übernahm Clemens Friedl, der seit 2015 in verschiedenen Managementpositionen bei RUAG Aerostructures tätig ist.

Im Rahmen der starken Markt- und Kundenfokussierung wurden in den oberen Führungsebenen wie auch speziell für den Markt USA Positionen geschaffen, die die Geschäftsentwicklung wie auch die Transformation des Unternehmens in den kommenden Jahren vorantreiben sollen.

Ausserdem hat RUAG International 2021 Wert auf die Schaffung von Rahmenbedingungen gelegt, um die Vielfalt (Diversity) im Unternehmen zu erhöhen. Insbesondere soll der Frauenanteil in Führungspositionen nachhaltig erhöht und der Austausch unter den Managerinnen gefördert werden. Dafür sorgen spezielle interne Programme wie etwa der Women’s Alliance Council.

Ausblick

Covid-19 wird die Weltwirtschaft auch noch 2022 beschäftigen. In den Kundenmärkten erwartet RUAG International aber trotz der Pandemie eine positive Entwicklung. Die Auftragsbücher von RUAG Space sind gut gefüllt und die Analysten erwarten für den weltweiten Weltraummarkt in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum. Es ist mit durchschnittlichen Wachstumsraten von jährlich 4–6 Prozent zu rechnen. Dabei wird sich die Nachfrage nach Satelliten in dieser Zeit fast verfünffachen und die Zahl der Raketenstarts bis 2025 verdoppeln. Speziell von den privaten Anbietern dürften weitere Impulse ausgehen.

Zusätzlichen Antrieb erwartet das Unternehmen auch vom Rebranding: Aus RUAG Space wird per Mitte März 2022 Beyond Gravity. Das neue Unternehmen wird sich noch konsequenter auf die spezifischen Zielmärkte und Kundenbedürfnisse fokussieren und setzt stark auf organisches Wachstum.

Ein weiteres erfolgreiches Geschäftsjahr kann auch für RUAG Ammotec erwartet werden. Auch wenn sich in den USA eine Stabilisierung auf hohem Niveau abzeichnen dürfte, sollte sich die positive Entwicklung der Kundenmärkte insgesamt fortsetzen. Genauso kann auch mit einem erfolgreichen Abschluss der Verkaufsverhandlungen für den Geschäftsbereich im kommenden Jahr gerechnet werden.

RUAG Aerostructures wird die Herausforderungen des Hochfahrens der Produktionsraten durch den Hauptkunden Airbus meistern müssen. Entsprechend dürften die Umsätze zulegen.

MRO International wird im kommenden Jahr die Devestitionen der verbliebenen Geschäftseinheiten mit Nachdruck vorantreiben. Für Simulation & Training wird der Vertragsabschluss im ersten Halbjahr erwartet und auch für RUAG Australia ist im Jahr 2022 die Unterzeichnung eines Verkaufsvertrags vorgesehen.

Unter dem neuen Brand Beyond Gravity wird das Unternehmen per Mitte März 2022 zum agilen und dynamischen Partner der globalen Weltraumindustrie. Die übrigen Geschäftsbereiche, namentlich RUAG Aerostructures, RUAG Ammotec und RUAG MRO International, werden dagegen weiterhin mit dem bestehenden Brand «Together ahead. RUAG» gegen aussen auftreten.

Wir sind zuversichtlich, weiterhin die Umwandlung von einem staatsnahen Unternehmen in ein weltweit wettbewerbsfähiges Unternehmen mit starkem Kundenfokus voranzutreiben. Und wir sind stolz, dass wir dabei auf über 6145 engagierte Kolleginnen und Kollegen zählen können.

RUAG International Holding Ltd.

sig. Dr. Remo Lütolf
Chairman of the Board of Directors

sig. André Wall
CEO RUAG International