Entflechtung und neue strategische Ausrichtung
Der Bundesrat hat die strategischen Ziele bis 2023 definiert und den Auftrag zur Entflechtung von RUAG präzisiert. Der Konzern hat 2019 alle Organisationstrukturen für die Aufspaltung der Aktivitäten in zwei unabhängige Unternehmen ab dem 1. Januar 2020 vorbereitet. Die endgültige rechtliche Entflechtung ist für Mai 2020 vorgesehen....
Im März 2018 hat der Bundesrat entschieden, die fast ausschliesslich für die Schweizer Armee tätigen Geschäftseinheiten von RUAG in einer neuen Gesellschaft zusammenzuführen und vollständig von den übrigen Aktivitäten zu trennen. Im Juni 2018 wurde das Konzept zur Entflechtung genehmigt. Der Konzern wird unter dem Dach einer Beteiligungsgesellschaft in den zwei eigenständigen neuen Unternehmen RUAG MRO Schweiz und RUAG International organisiert. RUAG MRO Schweiz wird als Materialkompetenzzentrum die zuverlässige, transparente und wirtschaftliche Ausrüstung der Schweizer Armee sicherstellen und vollständig im Besitz der Eidgenossenschaft bleiben. RUAG International übernimmt alle anderen Aktivitäten, die mehrheitlich für zivile und internationale Drittkunden erbracht werden.
Durch eine vollständige Entflechtung der Informatiksysteme zwischen den beiden RUAG Einheiten kann RUAG MRO Schweiz die Sicherheitsstandards der Schweizer Armee erfüllen, was für die zuverlässige Leistungserbringung in allen Bedrohungslagen zwingend erforderlich ist. Zudem wird die Weiterentwicklung der bisherigen Divisionen Space und Aerostructures zu einem Aerospace-Konzern künftig erhebliche Investitionen erfordern. Entsprechend hat der Bundesrat eine vollständige Privatisierung beschlossen.
2019 hat der Bundesrat seinen Auftrag an RUAG präzisiert. Im März wurde entschieden, dass RUAG International zu einem Aerospace-Konzern weiterentwickelt und mittelfristig privatisiert werden soll. Im August wurde dem VBS das Mandat zur Gründung einer neuen Beteiligungsgesellschaft (BGRB Holding AG) erteilt, unter deren Führung die Entflechtung und Weiterentwicklung umgesetzt werden soll. Die offizielle Gründungsfeier in Anwesenheit des Bundespräsidenten Ueli Maurer und der Bundesrätin Viola Amherd fand am 15. November 2019 statt.
Organisationsstrukturen aufgebaut und Infrastrukturen entflechtet
2019 hat RUAG in allen Geschäftseinheiten die Strukturen für die zu entflechtenden Organisationen vorbereitet und aufgebaut. Dafür wurden Rechtsträger gegründet, welche die Haftungstrennung zwischen RUAG MRO Schweiz und RUAG International ermöglichen sowie gleichzeitig der Vorgabe gerecht werden, dass alle Beteiligungen der Schweizerischen Eidgenossenschaft in einer Holdinggesellschaft gehalten werden müssen. Rechtlich werden die Gesellschaften im Mai 2020 ihre Geschäftstätigkeit aufnehmen, die Organisationen orientieren sich aber bereits heute an der zukünftigen Unternehmensstruktur.
RUAG MRO Schweiz
Der Fokus von RUAG MRO Schweiz liegt auf dem Life Cycle Management der aktuellen und zukünftigen Systeme der Schweizer Armee. Als Materialkompetenzzentrum ist RUAG MRO Schweiz auch für die Pflege und Weiterentwicklung des notwendigen Ingenieur- und IT-Wissens sowie für Aktivitäten zu Forschung und Entwicklung im Interesse der Schweizer Armee verantwortlich. Allfällige Drittgeschäfte müssen Synergien mit den Aktivitäten für die Schweizer Armee ergeben, ihre Wertschöpfung muss grundsätzlich in der Schweiz anfallen und sie dürfen insgesamt den Richtwert von 20 % des Gesamtumsatzes nicht übersteigen.
Das neue Unternehmen wird seine Tätigkeit unter der Führung des bisherigen CEO von RUAG Defence, Andreas Berger, am 1. Januar 2020 aufnehmen. Die rechtliche Entflechtung ist auf Mai 2020 terminiert. Im Juli 2020 ist der Abschluss des Gros der Entflechtungstätigkeiten geplant. Bereits kommuniziert wurden die zukünftigen Organigramme der zentralen Supportfunktionen für Finance, Human Resources, Legal & Compliance und IT.
RUAG International
Mit dem Entscheid des Bundesrates und der damit erfolgten neuen strategischen Ausrichtung auf den Geschäftsbereich Aerospace wird RUAG International mittelfristig aus den beiden Unternehmensbereichen Aerostructures und Space bestehen. RUAG Ammotec soll mit weiteren operativen Verbesserungen für den Verkauf an ein Unternehmen vorbereitet werden, das bereit ist, den Standort Thun weiterzubetreiben. Für die bisherige Business Unit Simulation & Training wird ein Joint Venture angestrebt, damit der Betrieb und die Weiterentwicklung der Schweizer Gefechtsausbildungszentren sichergestellt bleiben. Für die Aktivitäten in der Flugzeugherstellung, im militärischen Flugzeugunterhalt und in den MRO Dienstleistungen für Business-Jets am Standort Oberpfaffenhofen werden Lösungen gesucht, welche die Arbeitsplätze langfristig sichern. Mit dem Verkauf der Business-Aviation-Standorte Genf und Lugano an die französische Dassault Aviation und des Cyber-Security-Geschäfts an die US-amerikanische HelpSystems konnten diesbezüglich bereits erste Erfolge erzielt werden.
Für den ab dem 1. Januar 2020 operativen Aerospace-Konzern wurden 2019 das Geschäftsmodell festgelegt und die Organisationsstrukturen aufgebaut. Die Geschäftsleitung übernehmen die jeweiligen Mitglieder des aktuellen Konzerns. Nach dem Weggang des bisherigen CEO Urs Breitmeier per Ende 2019 übernahm Urs Kiener, bisheriger CFO, zusätzlich auch die Leitung des Konzerns ad interim, bis die Nachfolge geregelt ist. Um für den Konzern ein einheitliches und fokussiertes Angebot entwickeln zu können, werden die Supportfunktionen Finance, Human Resources, IT und Legal & Compliance zentral geführt. 2019 wurden die entsprechenden Strukturen aufgebaut.
Strategische Ziele 2020 – 2023 definiert
Der Bundesrat nimmt für den Bund die Interessen als Eigner und die Rechte als Alleinaktionär an der Beteiligungsgesellschaft wahr. Er legt jeweils für vier Jahre jene Ziele fest, die der Eigner der Beteiligungsgesellschaft erreichen will. Für die Periode von 2020 bis 2023 stehen insbesondere das Sicherstellen der termingerechten, kostenoptimierten und qualitativ hochstehenden Leistungserbringung für die Schweizer Armee, die Vorbereitung auf eine Privatisierung der internationalen Aktivitäten sowie der Abschluss der Entflechtung auf spätestens Ende 2021 im Mittelpunkt. Weiter hat der Bundesrat auch die für alle Gesellschaften geltenden Rahmenbedingungen in den Bereichen Risikomanagement, Compliance, ökologische Nachhaltigkeit, sozialpartnerschaftliche Personalpolitik, Förderung der Berufsbildung, Vergütungssysteme sowie Berichterstattung definiert. Zur Überprüfung der strategischen Zielvorgaben und für die Steuerung der Beteiligungsgesellschaft wurden Indikatoren definiert.
Zukunft der Marke RUAG
Die Trennung in zwei unabhängige Unternehmen bedingt auch eine Entflechtung der Marke RUAG. Es wurde entschieden, dass der Name RUAG auf RUAG MRO Schweiz übergeht. Damit sich die neue RUAG optimal im Markt positionieren kann, wird der Markenauftritt nach innen und nach aussen an die strategische Ausrichtung von RUAG MRO Schweiz angepasst. Für RUAG International wird eine neue Marke entwickelt, welche die Strategie und das Portfolio des künftigen Aerospace-Konzerns bestmöglich repräsentieren soll.