Coronapandemie

Die Coronapandemie hat die Luftfahrtbranche mit voller Wucht getroffen. Für RUAG International standen von Anfang an zwei Ziele im Vordergrund: Mitarbeitende schützen und die Geschäftstätigkeit aufrechterhalten....

Am 30. Januar 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO aufgrund des Coronavirus eine «gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite». Gleichentags publiziert auch RUAG International eine erste interne Mitteilung zum Coronavirus. Als erste Massnahme untersagt RUAG International Reisen nach China. Als eine weitere Massnahme, die sich auch noch durch das ganze Jahr hindurchziehen wird, wird den Mitarbeitenden nahegelegt, die Hände häufiger zu waschen und sich nicht mehr per Handschlag zu begrüssen. Überall an den Standorten werden an den Eingängen, in den Toilettenräumen und an zentralen Orten Plakate mit Hygieneempfehlungen ausgehängt.

Noch stehen vor allem China und die Provinz Wuhan im Zentrum von Corona, doch das Virus verbreitet sich schnell. In Europa ist Italien das am stärksten betroffene Land. Erste Städte im Norden des Landes werden abgeriegelt. Am 25. Februar 2020 registrieren auch die Schweiz und Österreich ihren ersten Fall. RUAG International trifft weitere Präventionsmassnahmen für seine Mitarbeitenden: «Für eine Reise nach Italien und Asien benötigst du eine Ausnahmebewilligung deines entsprechenden Mitglieds der Geschäftsleitung», heisst es in einer Mitteilung vom 26. Februar.

Die erste Sitzung der Taskforce folgt einen Tag später am 27. Februar. Die obersten Ziele der Taskforce unter Executive Vice President Felix Ammann sind: Mitarbeitende schützen und den Betrieb sicherstellen. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt wird es jedoch immer anspruchsvoller, die Geschäftstätigkeit unter den sich ständig ändernden Bedingungen reibungslos am Laufen zu halten. Es sind bereits erste wirtschaftliche Konsequenzen der Coronakrise spürbar. Lieferungen aus Italien verzögern sich, viele Meetings werden verschoben, abgesagt oder online abgehalten.

Flugverkehr kommt zum Erliegen

Die Zahl der Coronainfektionen steigt schnell und exponentiell an. Die Lage bei RUAG International ist je nach Land und Standort sehr unterschiedlich. Pro Standort gibt es ein Schutzkonzept, das lokal kommuniziert und umgesetzt wird. Am 13. März verhängen auch die USA ein Einreiseverbot für alle Privatreisenden aus europäischen Staaten. Am 15. März schliesst Deutschland seine Grenzen zu den Nachbarländern. Spanien verhängt gleichentags eine Ausgangssperre für seine Bürger. Die Reiseverbote in vielen Ländern haben drastische Auswirkungen für den Flugverkehr. Dieser kommt fast vollständig zum Erliegen. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, Geschäftsbereiche im Ausland adäquat mit Know-how und Manpower aus der Schweiz zu unterstützen. Grosse globale oder lokale Projekte – wie etwa die Einführung von SAP-Systemen – verzögern sich. RUAG International unterstützt Homeoffice und Split-Office dort, wo es effizient möglich ist. Auch werden Büros und Produktionsbereiche umorganisiert, um den Schutz zu verbessern. Desinfektionsmittel stehen überall bereit und Räumlichkeiten werden noch häufiger gereinigt. Zudem werden Pausenzeiten und Schichtwechsel optimiert, um Kontakte zu vermeiden. Grundsätzlich sind Besuche an den Standorten auf ein Minimum begrenzt, Werksbesichtigungen werden nicht mehr durchgeführt, Geschäftsreisen werden gestoppt.

Die wichtigsten Massnahmen von RUAG International

  • 26.02. Reisen nach China und Italien werden untersagt
  • 17.03. Erster Coronafall bei RUAG Ammotec in Thun
  • 06.04. Für gefährdete Mitarbeitende werden Schutzmasken zur Verfügung gestellt
  • 16.04. Ein Cash Protection Process wird eingeführt
  • 01.05. Im Aerostructures Werk in Emmen wird Kurzarbeit eingeführt
  • 01.06. Im Aerostructures Werk in Oberpfaffenhofen wird Kurzarbeit eingeführt
  • 01.06. Geschäftsreisen sind wieder möglich
  • 17.06. Die Lage entspannt sich: Die Corona-Taskforce löst sich auf
  • 07.09. Die zweite Welle rollt an: Die Corona-Taskforce wird reaktiviert
  • 19.10. Es gilt an allen Standorten die Maskenpflicht
  • 02.11. Deutschland und Frankreich beschliessen einen Teil-Lockdown

Der erste Coronafall bei RUAG International

Am 16. März ruft der Schweizer Bundesrat die ausserordentliche Lage aus. Alle Läden, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe werden geschlossen. Am 17. März verzeichnet RUAG International seinen ersten Coronafall. Der vorbereitete Meldeprozess funktioniert einwandfrei; glücklicherweise ist der Mitarbeitende nach einem Spitalaufenthalt bald wieder zuhause in Genesung.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Mit dem flächendeckenden Reiseverbot wie auch dem Verbot von Grossveranstaltungen folgen die Absagen der grossen Fachmessen: Das Space Symposium von Anfang Mai wird verschoben, die Internationale Luftfahrtausstellung (ILA) in Berlin von Mitte Mai wird abgesagt. Das Coronavirus beeinträchtigt zunehmend die Lieferkette und Produktion. Aufträge werden storniert. RUAG International muss Kosten und Ausgaben reduzieren – gruppenweit wird ein Cash Protection Process eingeführt und der Verwaltungsrat verzichtet auf 15 % seines Honorars. Lohnerhöhungsrunden für die Mitarbeitenden werden aber nicht ausgesetzt. Gerade sie leisten am allermeisten während der Krise.

Deutlicher Rückgang an Bestellungen

Der internationale Tourismus ist fast vollkommen zum Erliegen gekommen. Das bekommt auch RUAG International als wichtiger Zulieferer von Airbus zu spüren. Die Bestellungen gehen um mehr als 30 % zurück. In vielen Werken von RUAG International wird Kurzarbeit eingeführt. Über 1700 der 6500 Beschäftigten befinden sich in Kurzarbeit – grösstenteils in den drei Werken von RUAG Aerostructures in Emmen (CH), Oberpfaffenhofen (DE) und Eger (HU). Als Folge der Coronakrise werden auch in den Supportbereichen Stelleneinsparungen angekündigt: Bis 2021 fallen weltweit bis zu 150 Stellen weg.

Zweite Welle rollt an

Nach einem eher ruhigen Sommer steigen die Infektionszahlen im Herbst wieder zügig an. Der Schweizer Bundesrat erlässt für den 19. Oktober eine Maskenpflicht in öffentlichen Räumen. Gleichentags führt auch RUAG International für seine Mitarbeitenden eine Maskenpflicht ein. Zudem wird wieder Homeoffice empfohlen. Am 29. Oktober werden die Massnahmen durch den Bundesrat nochmals verschärft. Deutschland und Frankreich erlassen noch striktere Massnahmen: Es kommt im Monat November in beiden Ländern zu einem zweiten, etwas gemässigteren Lockdown. Viele gastronomische Betriebe und Freizeitangebote müssen schliessen. Die Vorschriften werden in vielen Ländern im Hinblick auf die Weihnachtstage etwas gelockert. Weiterhin bestehen jedoch für viele Länder Reiserestriktionen und Quarantäneauflagen.

Was ist der grösste Unterschied zu anderen Krisen?

Felix_Ammann

Was ist der grösste Unterschied zu anderen Krisen?

Das lässt sich nicht mit einer anderen Krise vergleichen. Wir mussten schnell und abgestimmt die wichtigsten Massnahmen aufsetzen und diese über die ganze Gruppe und alle Länder abstimmen. Alle Segmente haben von Anfang an mitgezogen und so waren wir auch bei der ersten Welle gut gerüstet, hatten trotz Engpässen immer die nötige Anzahl Masken und auch Desinfektionsmittel. Es war ein toller Teamerfolg und wir haben bestens über alle Länder hinweg funktioniert.Dies trotz der schwierigen Lage und einer noch nie dagewesenen Pandemie. Wir sind auch weiterhin entsprechend gut aufgestellt.

 

Felix Ammann
Leiter Krisenstab und Executive Vice President RUAG MRO International

Was waren die grössten Herausforderungen?

Nicole_Vogler

Was waren die grössten Herausforderungen?

Die epidemiologische Lage und die Infektionszahlen ändern sich schnell und die Entwicklung war und ist nicht vorhersehbar. Noch viel schneller ändern sich die gesetzlichen Vorgaben in den einzelnen Ländern, Regionen, teilweise für einzelne Städte. Diese Komplexität ist herausfordernd. Wir müssen ständig den Überblick behalten, viel kommunizieren, schnelle Entscheidungen treffen.

Nicole Vogler
Global Risk & HSSE Managerin